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Rock Hard Festival 2016 - Freitag - Amphitheater Gelsenkirchen - 13.05.2016
Die erste Neuerung ergibt sich schon beim Festival-Opener. Statt einer Thrash-Band wie in den Vorjahren stehen als erstes SULPHUR AEON auf der Bühne. Aufgrund der stetig wachsenden Popularität der Band ist diese Entscheidung definitiv nachvollziehbar und vermutlich liegt die stilistische Umdisponierung darin begründet, dass der Freitag mit drei aufeinanderfolgenden Thrash-Bands enden wird. Allerdings sind weder Uhrzeit noch Wetterlage wirklich optimal für den atmosphärischen Death Metal, den die Deutschen bieten. Sie geben sich zwar redlich Mühe möglichst stimmungsvoll zu arbeiten und liefern grundsätzlich betrachtet einen starken Auftritt, allerdings tun die auftretenden Soundschwierigkeiten (die dieses Wochenende immer mal wieder auftauchen sollten) ihr Übriges und einiges geht klanglich verloren. Selbstverständlich gehört es zum Klangbild der Band, dass alles etwas dumpf klingt, aber einige Verfehlungen beim Abmischen sind hier dennoch nicht zu leugnen. Nichtsdestotrotz ist die Band ein starker Opener, was vor allem am Songmaterial liegt, nur hat man nicht den optimalen Slot erwischt.
Die darauf folgenden YEAR OF THE GOAT spalten dann die Gemüter. Was in Interviews und auf Platte okkult und düster rüberkommt, wirkt bei Sonnenschein bei einem Festival-Gig plötzlich sehr anders. Die Musik ist erstaunlich beschwingt, was aber den Vorteil hat, dass sich das Songmaterial ausgezeichnet für die Live-Situation eignet. Vielen Anwesenden erschließt sich der Auftritt gar nicht, was allerdings auch daran liegen könnte, dass die Band um Griftegård-Musiker Thomas Sabbathi (bzw. Eriksson) zwar gut aufgelegt ist, jedoch sehr routiniert wirkt. Man kann YEAR OF THE GOAT nicht wirklich etwas vorwerfen, dennoch wirkt der Gig retrospektiv etwas beliebig, wenn auch unterhaltsam.
Die zuvor bereits angesprochenen Soundprobleme ereilen dann auch die NWOBHM-Helden SATAN. Das ist besonders auf den Rängen der Stimmung etwas abträglich, wird von den älteren Herren um Brian Ross und Graeme English allerdings durch Spielfreude und Motivation wettgemacht. Besonders unten vor der Bühne kommt die gelungene Mischung aus altem und neuerem Songmaterial sehr gut an und vor allem Supporter der Band sprechen von einer extrem gelungenen Show. Ergo: Trotz vereinzelter Schwierigkeiten Chance erkannt und Chance genutzt. (LH)
Was erwartet man vom zigsten TANKARD-Auftritt beim Rock Hard Festival? Genau, ein Best-Of-Programm mit eingestreuten Stücken der aktuellen und immer noch sehr stimmigen Alben der Frankfurter "Beer Thrasher". Nichts weniger bietet das Quartett, wobei sich die Überraschungen allenthalben auf Frontsau Gerres seit letztens wieder gewachsene Plauze beschränken. Sympathisch und vermutlich spielstärker denn je ist die Gruppe nichtsdestoweniger, weshalb man sich nur anstecken lassen kann, sei es vom Opener "Zombie Attack" (was sonst?) oder frischerem Äppelwoi wie "R.I.B." und "Rapid Fire", sei es durch den unvermeidlichen Rauswerfer "(Empty) Tankard". Nicht dass man noch irgendetwas Grenzen Sprengendes von den Jungs erwarten würde, doch in gleicher Weise, wie sie in einen Jungbrunnen gefallen zu sein scheinen, bleiben sie eine sichere Bank auf dieser wie internationalen Bühnen. Jetzt sollte man ihr aufs RHF bezogen allerdings vielleicht ein längeres Auftrittsverbot erteilen …
Das gilt im Übrigen auch für die nachfolgenden DESTRUCTION, selbst wenn sie sich nicht lumpen lassen und ihr Programm ins Zeichen der alten Schule stellen. Dies bedeutet wie im Fall ihrer nördlicher situierten Kollegen, dass sie ihren Katalog - zumindest die Schmier-Ära - mehr oder weniger ausgewogen abdecken, aber eben verstärkt auf "old shit" setzen. Der Mad Butcher dominiert das Geschehen auch in Fleisch und Blut verkörpert, wobei die Showeinlagen mit blutigem Gematsche zwar unterhaltsam sind, aber letztlich belangloser bleiben als eine Triple-(oder Double?)-Schlagzeugeinlage und der Gastauftritt von Weggefährte Andy Brings (u.a. ex-Sodom), der zum Ende hin den Rock'n'Roller in stärker einnehmender Weise markiert als Frontmann Schmier. Der zieht halt alle Blicke auf sich und weiß, wie man ein Publikum um den kleinen Finger wickelt, lässt den bedenklich gebrechlich aussehenden Gitarristen Mike - das Hirn des Trios - aber zwangsläufig leider in den Hintergrund treten. Andererseits: So funktioniert Erfolg eben, und ohne den Hünen an der Spitze würde es die Legende (das ficht niemand an) längst nicht mehr geben. (AS)
Der Headliner-Auftritt von SODOM ist dann anschließend ein zweischneidiges Schwert. Zunächst mal muss kritisiert werden, dass die Band sowohl zu spät auf die Bühne kommt als auch diese früher wieder verlässt. Da überrascht es auch nicht, dass einige Standards fehlen; es gibt weder "Bombenhagel" noch beispielsweise "Obsessed by Cruelty" oder "Napalm in the Morning" (um mal einen weniger alten Song zu bemühen) zu hören. Auch "Ausgebombt" als alleinige Zugabe wirkt etwas sparsam. Überhaupt wirkt die Band nicht sonderlich motiviert, teilweise beinahe etwas gelangweilt. Das zieht sich aber immerhin nicht durch den kompletten Auftritt, da man zumindest Chef Tom Angelripper ab und an mal sowas wie Freude ansieht, wenn die Klassiker in den vorderen Reihen euphorische Reaktionen verursachen. Die Auswahl der Stücke, die tatsächlich gespielt werden, ist soweit ausgewogen und enthält eigentlich keine Ausfälle, allerdings (und das ist letztlich ein persönlicher Kritikpunkt) wirken die alten Rumpelnummern wie "Blasphemer" (mit Unterstützung von Ex-Gitarrist Grave Violator) oder "Outbreak of Evil" heutzutage irgendwie zu professionell, was besonders an Drummer Markus Freiwald liegt. Dadurch geht einiges an Charme verloren, der das Uralt-Songmaterial nun mal zu großen Teilen ausmacht. Im Endeffekt bieten die Ruhrpottler keine schlechte Unterhaltung, ob das ganze jedoch Headliner-würdig ist, steht auf einem anderen Blatt. (LH)
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