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Rock Hard Festival 2015 - Samstag - Amphitheater Gelsenkirchen - 23.05.2015
Der zweite Tag beginnt mit DESERTED FEAR, also mit Death Metal aus deutschen Landen. Die Thüringer stellen von Anfang an unter Beweis, dass sie fähige Musiker und Songwriter sind, was vom Publikum auch entsprechend honoriert wird. Obwohl die Band ja bekanntermaßen erst auf zwei Alben zurückblicken kann, wirkt der Auftritt zu keiner Sekunde amateurhaft, stattdessen liefert man eine motivierte Old-School-Death-Metal-Show ab, die den Tag angemessen eröffnet und allgemein positiv aufgenommen wird.
Dass MOTORJESUS eine gute Live-Band sind ist nun wirklich kein Geheimnis mehr. Völlig unabhängig wie man generell zur Musik der Mönchengladbacher Band für gewöhnlich steht, live wissen die Herren einfach wie man überzeugt. Man findet das gesunde Gleichgewicht zwischen Routine beziehungsweise Erfahrung und ausreichend Action auf der Bühne um die teilweise vermutlich noch verkaterten Zuschauer für sich einzunehmen. Der energetische Hardrock ist letztlich wohl eh eher für die Bühne als die heimische Anlage gemacht und so sind im Amphitheater nach dem abschließenden Cover-Medley (unter anderem AC/DC und Judas Priest) diverse glückliche Gesichter zu beobachten.
Als seitens der Veranstalter die Running Order dieses Jahres veröffentlicht wurde, hatte sich besonders über die Platzierung von VOIVOD im Billing Unmut breit gemacht. Selbst von Leuten, die selbst gar nicht vorhatten in Gelsenkirchen zu erscheinen war völliges Unverständnis zu vernehmen gewesen, weshalb man die kanadische Legende am frühen Nachmittag mit 45 Minuten Spielzeit abspeist. Direkt vor dem Auftritt wird das allerdings erklärt: Es war kein anderer Slot mehr frei gewesen und somit wäre die Alternative gewesen, die Band gar nicht auftreten zu lassen. Und dass das auch nicht Sinn der Sache sein kann, darüber sind sich wohl alle einig. Der Auftritt selbst wird allerdings zwiespältig aufgenommen. Von Fans von der Band, besonders denen, die den Auftritt von vorne verfolgen, hört man überwiegend begeisterte Reaktionen. Bei den Besuchern, die mit dem komplexen Material der Kanadier nicht vertraut sind, macht sich augenscheinlich aber eher Langeweile breit. Das ist wohl auch der springende Punkt: Die Band hat seit jeher polarisiert. Die Musiker haben offensichtlich einen Heidenspaß während sie Klassiker wie "Tribal Convictions" zum Besten geben, weswegen man ihnen auch keinerlei Vorwürfe machen kann, für viele Leute wirkt der Auftritt musikalisch aber wohl eher befremdlich. (LH)
Als zweiten Verteter des 2015er RHF stellt das Doom-Lager die schwedischen "Newcomer" AVATARIUM um CANDLEMASS-Mastermind Leif Edling - der leider krankheitsbedingt vertreten werden muss - und Frontelfe Jennie-Ann Smith. Die blonde Schönheit ist musikalischer und optischer Mittelpunkt des Geschehens. Ganz in schlichtes Schwarz gehüllt lässt sie gesanglich nichts anbrennen. Unterstützt von einer perfekt agierenden Band sorgen insbesondere die getragene Über-Hymne "Moonhorse" sowie das abschließende "Avatarium" für offene Münder, wenn auch die Musik eher zum gepflegten Zuhören denn zu wilden Moshpits animiert. In der Summe eine sehr gelungene Vorstellung. Für mich einer der Gewinner des Festivals. Man darf auf das kommende zweite Album gespannt sein. Fazit: Nicht nur Milf-Alarm
Die kanadischen Death-Metaller von KATAKLYSM werden ja gern mal als seelenlose Plastik-Band geschmäht. Zumindest live trifft sie dieses Urteil völlig zu Unrecht, was sie am Rock-Hard-Samstag eindrucksvoll unter Beweis stellen. Mit unglaublicher Präzision und äußerst druckvollem Sound hämmern sie ihre Songs unter das dankbare Volk. Dabei setzen sie sinnvollerweise den Schwerpunkt auf ihr wohl bestes Album "In the Arms of Devastation". Neben der musikalischen Leistung stimmen aber auch Engagement und Einsatzwille sämtlicher Beteiligter. Den krönenden Abschluss stellt schließlich das eingängige "In Shadows & Dust" dar. Mag sein, dass diese extrem dichte Soundwand nach mehr als einer dreiviertel Stunde eintönig geworden wäre aber das ist letztlich Spekulation. Fazit: Well done. (LK)
Was von SACTUARY zu erwarten war, war im Vorfeld wieder absolut nicht abzusehen. "The Year the Sun Died" war überwiegend positiv aufgenommen worden, aber live hängt es letztlich immer am Zustand von Warrel Dane. Und als ebendieser zum ersten Song "Arise and Purify" auf die Bühne kommt und seine Sonnenbrille abnimmt, sieht man im Publikum erst mal einige schockierte Gesichter. Offensichtlich hat der Frontmann auch weiterhin mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und auch sein Stageacting wirkt immer wieder etwas konfus. Zumindest vor der Bühne wirkt er aber stimmlich erstaunlich fit (auch wenn das bei den Rockpalast-Aufnahmen im Nachhinein einen leicht anderen Eindruck macht) und die vor allem auf das letzte Album ausgelegte Setlist kommt ihm fraglos zugute. Insgesamt liefert die Band einen extrem mitreißenden Auftritt, der bei den Fans frenetische Reaktionen verursacht und dessen Highlights "Exitium (Anthem of the Living)", "The Year the Sun Died" und besonders "Taste Revenge" heißen. Warrels Aussehen und die verwirrende Abwesenheit von Jim Sheppard hinterlassen allerdings einen unangenehmen Beigeschmack. (LH)
DORO ist einfach nicht meine Baustelle und ich wollte den Auftritt wirklich schlecht finden, was mir aber über weite Strecken nicht gelungen ist. Das hatte gleich mehrere gute Gründe. Zum einen ist die Songauswahl wirklich top. Man beschränkt sich auf die absoluten Klassiker der Warlock-Phase und die funktionieren live wirklich hervorragend. Zum anderen ist die Band von erlesener Qualität und auch Frau Pesch gibt sich gesanglich keinerlei Blöße. Zudem ist sie offenbar bis in die blonden Haarspitzen hochmotiviert und hat sichtlich Spaß an der Sache. Dazu kommen noch eine stimmige Bühnendeko und Pyros genau an den richtigen Stellen. Beim unvermeidlichen "Für Immer" fällt mir dann zwar wieder ein, warum ich dann wohl doch kein richtiger DORO-Fan mehr werde, trotzdem kann ich nach dem abschließenden "Earthshaker Rock" nachvollziehen, warum die Dame bei vielen gestandenen Metallern so viel Respekt genießt. Fazit: Leider geil. (LK)
Und so schnell ist man dann auch schon beim zweiten Headliner angelangt. Grade im Ruhrpott ist es schwer Live-Auftritten von KREATOR zu entgehen, wenn sie allerdings so in Form sind wie heute, dann will man das auch eigentlich nicht. Darüber wie gut die einzelnen Mitglieder aufeinander eingespielt sind und die Qualität des Songmaterials muss man eigentlich schon keine Worte mehr verlieren, sprich: KREATOR sind so gut wie immer. Alles wirkt routiniert und doch ist die Band noch mal deutlich mitreißender als sonst. Das liegt zu einem an den vor Spielfreude berstenden Musikern und zum anderen an der phasenweise überraschenden Setlist. Neben Standards wie "Extreme Aggressions" und "Violent Revolution" kramen die Herren um Mille Petrozza auch seltener Gespieltes wie "Suicide Terrorist" und "Black Sunrise" raus. Zu alledem kommen ein paar Show-Effekte (im Falle der Pyros und Konfetti-Kanonen eher verzichtbar) sowie Video-Einspielungen, die tatsächlich für eine etwas ungewöhnlichere Atmosphäre sorgen. Die größte Überraschung hat man sich aber für das Ende aufgehoben. Nachdem nach der üblichen Ansage "Flag of Hate" aus den Boxen donnert, folgt zum Erstaunen vieler nicht etwa "Tormentor", sondern "Betrayer". Öfter mal was Neues. (LH)