Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Rock Hard Festival 2010 - Sonntag - Amphitheater Gelsenkirchen - 23.05.2010

[ Zur Fotogalerie ] Down

<<< zurück zum Samstag

Auch der dritte Festival-Tag verwöhnte die Besucher mit Bilderbuchwetter, was zu einem bereits zu früher Stunde gut gefüllten Amphitheater und einer durchweg entspannten Gesamtatmosphäre beitrug. Die spannendsten Fragen des Abschluss-Tages waren: Wie würden ORPHANED LAND die vielschichtige Musik live umsetzen? Können VIRGIN STEELE die geweckten Erwartungen ihres "Classic Metal Sets" erfüllen? In welcher Form präsentieren sich die Götter von NEVERMORE?

Zur Galerie mit den schönsten Impressionen vom Festival geht es hier entlang.

RHF 2010In der undankbaren Rolle des Openers am letzten Festival-Tag machten SACRED STEEL eigentlich keine schlechte Figur. Die Publikumsreaktionen - insbesondere der True-Metal-Fraktion in den ersten Reihen - waren angesichts der Uhrzeit beachtlich. Mit lebendigem Stageacting und einigen unterhaltsamen Ansagen von Frontman Mutz gab es – abgesehen vom etwas breiigen Sound - hinsichtlich der B-Note wenig zu mäkeln. Das kann man vom durchwachsenen Songmaterial nicht eben behaupten. Denn neben einigen Gassenhauern ("Wargods Of Metal"), klingen viele Songs doch arg vorhersehbar und zu simpel. Auch das unentschlossene Pendeln zwischen Power- und Death-Metal-Elementen ist mehr anstrengend denn abwechslungsreich, wozu sich noch das insbesondere bei den hohen Passagen recht gewöhnungsbedürftige Organ von Mutz gesellt. Fans der Band werden das aber sicherlich alles ganz anders sehen. An dieser Stelle Dank an Dieter Dengel für die Bilder der Band. (LK)RHF 2010

13 Uhr ist eine recht undankbare Zeit für einen Black-Metal-Act und so waren die Erwartungen an den Auftritt von KEEP OF KALESSIN nicht unbedingt hoch. Und was machen die vier Norweger? Kommen auf die Bühne und blasen mal eben alles weg. Und zwar wirklich alles. Brutal laut, mit genre-gerechtem klirrenden Sound und einer atemberaubenden Technik waren es unglaublich intensive 40 Minuten, die ohne Frage zum Besten gehörten, was es an diesem Wochenende auf der Bühne zu sehen gab. Diese Gitarrenarbeit, diese beinahe durchgehende Doublebass und dieses herrliche Propellerheadbanging von Basser Robin "Wizziac" Isaksen  – nää, wat wor dat schön. Dazu noch eine "scheiß auf alle Szeneregeln"-Ansage vor "Dragontower", dem Song, mit dem sie beim norwegischen Vorausscheid zum Eurovision Song Contest angetreten waren – so macht man das Beste aus der Situation. Großartig! (ASZ)

RHF 2010CRASHDÏET waren die diesjährigen Hardrock-Verteter und traten nach der grandiosen Vorstellung von D-A-D im letzten Jahr ein schweres Erbe an. Optisch ganz auf dem früher in Metal-Kreisen verachteten Poser-/Glam-Trip, plätscherte die Musik von Beginn an völlig drucklos aus den Lautsprechern. Von den ziemlich perfekten Background-Chören einmal abgesehen, wirkte die Vorstellung der Schweden reichlich lustlos, lahmarschig und pomadig. Von der Gitarre war kaum etwas zu hören, es fehlten jegliche Ecken und Kanten sowie der nötige Rotz. Dementsprechend verhalten fielen die Publikumsreaktionen aus. Das war leider gar nichts, eine absolut enttäuschende Vorstellung, die aber ihre Ursache mutmaßlich in der angeschlagenen Gesundheit von Fronter Simon Cruz gehabt haben könnte. (LK)

An diesem Tag wurde Abwechslung ganz groß geschrieben, was der Auftritt der israelischen Oriental Metaller ORPHANED LAND unterstrich. Mit einer sympathischen, friedlichen und enthusiastischen Ausstrahlung bot man seine düster-progressiven Songs zum Besten und vergaß dabei nicht den Humor: "I am not Jesus" machte der charakteristische Frontmann Kobi Farhi RHF 2010für alle jene deutlich, die ihn aufgrund seines Gewandes vielleicht verwechselt hatten. Bei der multi-religiösen Band kamen sogar die Mitsingspielchen richtig gut, wann darf man denn schon mal typisch jüdische Melodien zu harten Gitarren intonieren? Eine Bauchtänzerin sorgte für optische Reize und nicht nur zum Hit "Norra el Norra (Entering the Ark)" tanzte und hüpfte das Publikum ausgelassen. Schöner Auftritt einer wirklich außergewöhnlichen Band. (ASZ)

Der Auftritt der Epic-Metal-Legende von VIRGIN STEELE wurde den Erwartungen leider nicht gerecht. Trotz Göttergaben wie "Noble Savage" oder "A Symphony Of Steele" RHF 2010und einer engagierten Performance konnte die Band das Publikum nur phasenweise begeistern. Das mag am dünnen, drucklosen Gitarren-Sound gelegen haben oder daran, dass David DeFeis viele Passagen deutlich zu hoch anging. Insbesondere der Refrain von "Noble Savage" verlor dadurch jegliche Durchschlagskraft. Auch bei der Songauswahl gab es sicherlich sinnvollere Kandidaten als "Immortal I Stand" vom letzten, kontrovers aufgenommenen Album "Visons Of Eden". "Burning Of Rome" wäre da zum Beispiel die deutlich bessere Wahl gewesen. Immerhin konnte man sich mit der Ankündigung eines in Bälde erscheinenden neuen Albums trösten. Die Frage nach dem Ursprung des nur hörbaren Bass-Sounds blieb allerdings ungeklärt, denn ein entsprechender Musiker war auf der Bühne nicht zu sehen…

Während im Verlauf des Festivals einige Bands mit einem schwächelnden Gitarren-Sound zu kämpfen hatten, machten NEVERMORE schon ab der ersten Sekunde klar, wo diesbezüglich der Hammer hängt. Mit unheimlichem Druck und beängstigender Präzision legte die Band einen unglaublichen Auftritt hin, dem die großartige RHF 2010Gesangsleistung von Warrel Dane die Krone aufsetzte. Da war das erste Mal an diesem Wochenende echte Gänsehaut angesagt, zu der sich beim Refrain von "The Heart Collector" auch noch ein Kloß im Hals gesellte, den Warrel Ronnie James Dio widmete und entsprechend umdichtete. Zwar erinnerten während des Festivals viele Bands an den verstorbenen Sanges-Gott, aber dies war sicher der ergreifendste Moment. Neben Songs von "Dead Heart In A Dead World" fanden auch "Dreaming Neon Black", "This Godless Endavour" und "Enemies Of Reality" Berücksichtigung, während die Frühphase der Band leider ungewürdigt blieb. Vom kommende Werk "The Obsidian Conspiracy" stellten NEVERMORE dagegen gleich vier Songs vor. Auch wenn es vielleicht auch die Hälfte getan hätte, wurde zumindest deutlich, dass das neue Material qualitativ mit dem älteren absolut auf einer Stufe steht. Beim letzten Song wurde dann schon mit dem Abbau begonnen, da die Band um wenige Minuten überzogen hatte. Ein etwas unschöner Abschluss unter einen ansonsten fantastischen Auftritt. (LK)

Als größte Fehlentscheidung des Wochenende entpuppte sich die Entscheidung, SONATA ARCTICA nach NEVERMORE spielen zu lassen. Angeblich aus dem Grund, dass die Finnen mehr Alben verkaufen, als die Amerikaner. Fragt sich nur, an wen, denn vor der Bühne war RHF 2010es noch nicht einmal halb so voll, wie bei Warrel Dane und seinen Jungs. Das war auch der Band nicht entgangen und so wirkte man alles andere als hoch motiviert. Und auch die Setlist konnte nicht überzeugen, trotz gelegentlicher Gassenhauer wie "Fullmoon" und "Don’t Say A Word". Nein, eine großartige Liveband werden SONATA ARCTICA in diesem Leben nicht mehr, das haben sie an diesem frühen Abend leider wieder unter Beweis gestellt. Zu allem Überfluss verließ die Band die Bühne 15 Minuten früher, als geplant. Daumen runter – aber ganz weit! Da RAGE heute mal wieder mit dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA auftraten, benötigten sie eine umso längere Umbaupause. Diese Unterbrechung wurde zunächst dafür genutzt, den Gewinner des nachmittäglichen Karaoke-Wettbewerbs vorzustellen: ein junger Mann, der eine ziemlich gelungene Version des IRON MAIDEN-Hits "Aces High" auf Lager hatte. Danach folgte der wohl großartigste Alleinunterhalter des Universums: MAMBO KURT. Mit seiner Heimorgel intonierte der studierte Chirurg Klassiker wie "The Final Countdown", VAN HALENs "Jump", "South Of Heaven" von SLAYER oder "Killing In The Name Of". Bei "Paradise City" gab es eine schöne Polonaise und zum Schluss durfte das Publikum entscheiden, was der letzte Song sein würde: "Highway To Hell" auf der Orgel oder "Ice Ice Baby" von VANILLA ICE aus dem C64 – es wunderte nicht, dass schließlich zum ersten und wohl auch letzten Mal HipHop-Klänge beim RHF zu hören waren.

RHF  2010Den Abschluss des Festivals machten also RAGE mitsamt Orchester. Leider war die Lautstärke alles andere als hoch, aber das wäre unter den schwierigen Soundbedingungen im Amphitheater auch nicht anders gegangen. Man bemühte sich, das Beste draus zu machen und letztendlich war es ein netter, wenn auch nicht überragender Abschluss des Festivals. "Cradle To The Grave" im Duett mit hübscher Sängerin machte Spaß, ebenso "Alive But Dead" und der als Zugabe gespielte Uralt-Klassiker "Higher Than Sky". Dazwischen gab es ein nettes Medley und gut arrangierte Fusionen aus Metal und Klassik. Das alles im stilvollen Ambiente mit dem Rhein-Herne-Kanal im Hintergrund, doch so richtig sprang der Funke nicht mehr über, was nach drei Tagen im gleißenden Sonnenschein auch kein Wunder war. (ASZ)

FAZIT: Auch das diesjährige RHF war wieder einmal eine äußerst entspannte, perfekt organisierte Veranstaltung mit toller Musik und Super-Wetter. Außerdem sind die Steak-Brötchen-Preise stabil geblieben. Ich freu mich schon aufs nächste Jahr. Nach meinem Eindruck waren die diesjährigen Festival-Gewinner: NEVERMORE, ACCEPT und KREATOR. Etwas enttäuschend verliefen die Darbietungen von: CRASHDÏET, VIRGIN STEELE und ARTILLERY. (LK) Dem positiven Fazit schließe ich mich an und addiere KEEP OF KALESSIN, ORPHANED LAND und auch THE DEVIL’S BLOOD zu den Highlights hinzu. Für nächstes Jahr wünsche ich mir lediglich eine bessere stilistische Durchmischung über alle drei Tage. (ASZ)

In diesem Jahr hat der WDR beim Rock Hard Festival gefilmt und wird in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli ab 0:00 Uhr zwei Stunden lang ein Special zum Festival zeigen.

RHF 2010
 

Andreas Schulz (Info)

[ Zurück nach oben ] Down

Live-Fotos

Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Rock Hard Festival 2010 - Sonntag Rock Hard Festival 2010 - Sonntag
Klick zum Vergrößern