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Rachel Sermanni - Prinzenbar, Hamburg - 27.10.2012

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Die Hamburger Prinzenbar ist ein verzauberter, surrealer Ort, eine mit Stuckornamenten übersäte Höhle, über deren Wände die Lichtreflexe einer Spiegelkugel wie Sterne huschen. Ein Kronleuchter verströmt schwache Helligkeit und ein riesiger, von Weinreben umrankter Spiegel über der Bar reflektiert die in roten Schummer getauchte Grotte. Gemütlich ist es hier und entsprechend willkommen sind den gerade einmal fünfzig Gästen die Barhocker und Sofas, die den kleinen Konzertraum umgeben. Dies führt aber leider auch dazu, dass die Fläche direkt vor der kleinen Bühne mehr oder weniger leer bleibt.

Pascal Finkenauer, der an diesem Abend eröffnet, scheint das nicht zu stören. Mit akustischer Gitarre bewaffnet schmettert der Hüne seine Songs, die lyrisch und aggressiv zugleich tönen. Zahnloses Singer-Songwriter-Material für das Lagerfeuer ist das nicht, sondern klug getexteter, moderner Chanson, dem man die Punkvergangenheit des Sängers anmerkt. Kurz, knapp und sympathisch fällt am Ende die Verabschiedung aus und ein bisschen ist man neugierig geworden auf Finkenauers neues Album, das Anfang 2013 erscheinen soll.

Still und leise wie ein scheues Waldgeschöpf betritt Rachel Sermanni nach kurzer Pause die kleine Bühne. Die zierliche Schottin wirkt im ersten Moment ein wenig verloren, doch schon nach den ersten Tönen legt sich dieser Eindruck und die Stimme der gerade einmal zwanzig Jahre alten Folksängerin schwebt facettenreich und raumgreifend durch die „magical cave“, wie sie die Prinzenbar selbst bezeichnet. Eine Band benötigt die Dame nicht, denn ihr Gitarrenspiel orchestriert die elegisch-zerbrechlichen Songwriter-Stücke wirklich grandios. Obwohl über den meisten Songs ein wehmütiger Schleier liegt, gelingt es Sermanni mit größter Sicherheit, Kitsch und Kleister zu vermeiden. Gänsehautmomente gibt es an diesem Abend zuhauf: Die Schottin lässt ihren Gesang mühelos zwischen herben, soultriefenden Tiefen und elfengleicher Kopfstimme wandern. Auf viel Songmaterial kann sie noch nicht zurückgreifen, weswegen sie hauptsächlich Songs von ihrem Debütalbum „Under Mountains“ zum Besten gibt.

Faszinierend ist Sermannis Bühnenpräsenz, die nur schwer in Worte zu fassen ist. Etwas scheu wirkt die Sängerin, gleichzeitig stets um Kommunikation mit dem Publikum bemüht und ungeachtet aller Natürlichkeit immer ein wenig kokett. Trotz ihres geringen Alters strahlt sie eine geistige und emotionale Tiefe aus, von der viele Genrekollegen auch nach zwanzig Jahren Bühnenkarriere nur träumen können.

Leider ist das Konzert viel zu schnell vorbei und die Andeutung, womöglich im nächsten Jahr nach Hamburg zurückzukehren, wird gerne für bare Münze genommen. Vielleicht finden sich dann ein paar mehr Zuschauer ein. Zu wünschen wäre es Rachel Sermanni.

Zur Album-Rezension von "Under Mountains".

Nils Herzog (Info)

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Rachel Sermanni Rachel Sermanni Rachel Sermanni
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