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Grand Magus / Audrey Horne / Zodiac / The Vintage Caravan - Rockfabrik Ludwigsburg - 23.03.2014
Überall beschweren sich Fans in den letzten Jahren über zu hohe Ticketpreise – und das auch völlig zu Recht. Die Plattenverkäufe sinken und die Bands versuchen das mit überteuerten Konzertkarten und ebensolchem Merchandise wieder reinzuholen. Mit der Rock Revelation Tour 2014 allerdings wurde erfolgreich gezeigt, dass es auch anders geht und das wurde trotz der kurzfristigen Verlegung von Stuttgart nach Ludwigsburg und dem unangehmen Sonntagabendtermin von einer angemessen Anzahl Besucher gewürdigt.
THE VINTAGE CARAVAN legen also vor einer recht gut gefüllten Rockfabrik los. Die jungen Burschen aus Island geben auch von Anfang an Gas als gäbe es kein Morgen mehr. Der ein oder andere scheint auch tatsächlich überrascht von der Härte, mit der die Band ihren Retro-Sound präsentiert, dagegen sehen Genre-Kollegen beizeiten durchaus blass aus. Das Trio ist eindeutig wie geschaffen für die Live-Situation und man merkt allen drei Musikern zu jeder Sekunde an, wieviel Spaß und Leidenschaft im Spiel sind. Sänger und Gitarrist Óskar interagiert zwar permanent mit dem Publikum, geredet wird allerdings eher wenig (es sei denn, man bewirbt geschwind das aktuelle Werk "Voyage"), schließlich will man die 40 Minuten Spielzeit ja voll ausnutzen. Als der Gig dann zu Ende ist, hat man im Saal ganz klar den Eindruck, dass die drei Herren auch gerne doppelt so lang gespielt hätten, dementsprechend ernten sie auch weit mehr als Höflichkeitsapplaus.
Nach einer erfrischend kurzen Umbaupause (ein Phänomen, das den ganzen Abend aufrechterhalten wird – Kompliment dafür!) geht es weiter mit der einzigen deutschen Band des Tour-Line-Ups – ZODIAC. Die Münsteraner zählen ja innerhalb der Blues- beziehungsweise Retro-Rock-Szene (so dämlich der Genrebegriff letztlich auch ist) dank ihres gutklassigen Zweitwerks "A Hiding Place" im Moment zu den aufsteigenden Newcomern und somit wurde der Auftritt entsprechend gespannt erwartet. Die Band um den charismatischen Frontmann Nick van Delft macht ihre Sache fraglos gut, allerdings gehen sie mit ihrem vergleichsweise ruhigen Sound zwischen den restlichen Bands leider etwas unter. Das liegt nicht am Auftritt von ZODIAC selbst, sondern eher daran, dass wohl große Teile des Publikums noch etwas geplättet vom überraschenden VINTAGE-CARAVAN-Auftritt sind und zudem ja noch zwei famose Live-Bands folgen würden. Insgesamt kommt das Quartett allerdings bei den meisten Anwesenden gut an, wenn die Reaktionen aber leider doch einen Tick weniger euphorisch ausfallen als bei den Kollegen.
Was darauf folgt, kann man wirklich nur noch als Rock'n'Roll-Feuerwerk bezeichnen. Dass AUDREY HORNE eine starke Live-Band sind, weiß jeder, der sie auch nur einmal gesehen hat, egal ob auf einem Festival oder im Club. Aber was Toschie und Co. hier abliefern, würde die Norweger in einer gerechten Welt direkt an die Speerspitze der Szene befördern. Schon der perfekt gewählte Opener "Redemption Blues" lässt in den vorderen Reihen jegliche Dämme brechen und danach folgt Hit auf Hit. Die Setlist ist extrem "Youngblood"-lastig (bis auf "The King Is Dead" und "The Open Sea" wird das komplette Album gespielt), an älterem Material gibt es nur "Bridges & Anchors" sowie "Blaze Of Ashes" vom selbstbetitelten Werk. Allerdings präsentieren AUDREY HORNE zwei Songs vom kommenden Album, das noch dieses Jahr erscheinen soll. Die Stücke hören auf die Namen "There Is A Wolf In My Heart" und "I Know" und führen den 70er-beeinflussten Stil des letzten Albums recht konsequent weiter, letzterer ist um genau zu sein sogar eine astreine THIN-LIZZY-Hommage. Auch bei den noch unbekannten Liedern flacht die Stimmung im Publikum kaum ab und als mit "Straight Into Your Grave" dann das letzte Stück folgt (mit Teilen der Band vor der Bühne) scheint wirklich jeder Anwesende zufriedengestellt…
…aber halt, da war ja noch was. Schließlich kommt ja noch der eigentliche Headliner. Und der hat es sicherlich nicht einfach nach der furiosen Show von AUDREY HORNE – sollte man meinen. GRAND MAGUS versuchen gar nicht erst es ihren Vormusikern in irgendeiner Weise gleichzutun, sondern liefern eine rundum gelungene Metal-Show ab – mit Betonung auf Metal. Eigentlich sollte das Aussehen von Musikern bei aufgeschlossenen Hörern keine Rolle spielen, aber wenn die Schweden die Bühne betreten, weiß man einfach, was einen erwartet: klassischer Heavy Metal wie er klingen sollte, nicht angestaubt, aber nicht zu modern, von den alten Helden beeinflusst, aber nicht abgekupfert. Dazu kommt noch, dass JB als Frontmann eine unglaubliche Ausstrahlung hat, weswegen man kaum merkt, dass hier nur ein Trio auf der Bühne steht. Wie schon AUDREY HORNE zuvor konzentrieren sich GRAND MAGUS eher auf Material neueren Datums, allerdings gibt es erstaunlicherweise nur drei Songs vom ganz aktuellen Album "Triumph & Power". Dafür spart man die Prä-"Iron Will"-Phase komplett aus. Das gefällt möglicherweise nicht jedem, aber irgendwo muss man nun mal Abstriche machen – der Verfasser ist mit der Setlist jedenfalls voll und ganz zufrieden, wenn man mal über das dreiste Weglassen von "I Am The North" hinwegsieht. Im Nachhinein wurden zwar einige Stimmen laut, dass 70 Minuten zu wenig Spielzeit für einen Headliner wären, wenn man AUDREY HORNE und GRAND MAGUS auf dieser Tour aber einfach mal als gleichberechtigt ansieht, bleibt hier ganz klar "value for money" als Ergebnis des Konzertabends bestehen. Wirklich unzufriedene Gesichter sieht man zudem auch nicht als die Schweden schließlich mit "Hammer Of The North" den Abend beschließen, stattdessen wird ebenjener Abschlusstitel noch von einigen Kehlen auf dem Heimweg gegröhlt.