Mal abgesehen von den verstörenden Illustrationen innerhalb und außerhalb des LP-Covers von „Sexy Tooth Situation“ bietet HARRY CLOUD auf diesem Album einen Einblick in eine krude Klangwelt zwischen Lärm und Ruhe, die zwar auf konventionelle Mittel der Rockmusik zurückgreift (die Instrumentierung), jedoch einen seltsam anmutenden Charakter mitbringt, der gut zur optischen Gestaltung passt.

Ja, die Musik folgt größtenteils klassischen Songstrukturen, fließt aber organisch ineinander, sodass die lärmenden Elemente eines Stücks wie „Journey To The Center Of The Spirit“ ohne große Brüche in einen Doom-Noise Schleifer wie „God Tits“ überleiten.
Charakteristisch für die Musik von HARRY CLOUD ist der oft mehrstimmige, ätherische Gesang, der immer eine Art Geisterbahn-Trash-Flair mitbringt, welcher die Songs, trotz nur marginal vorhandenen, klassischen Songstrukturen miteinander verbindet.

Dass die Musik, ihrer Genreverortung entsprechend, eher lärmt, bewusst auf klangliche Provokation und unkonventionelle Wege setzt, verwundert kaum. Aber speziell in Verbindung mit der, zumindest seltsamen, Bebilderung des Gatefolds strahlt „Sexy Tooth Situation“ weniger Sexyness aus, als groteske Faszination zu bieten.

Für die Noise-Fraktion dürfte das Album freilich interessante Aspekte und spannende Momente bieten. Aber wer sich mit sperrigem Musiklärm schwertut, der dürfte auch mit HARRY CLOUD seine Schwierigkeiten haben.

FAZIT: HARRY CLOUDs „Sexy Tooth Situation“ verdient sich seine Genre-Verortung im Noise Rock völlig zurecht. Vielfach wirkt die Musik improvisiert und spontan aus dem Bauch heraus musiziert. Lärm um des Lärms willen. Damit liegt diesem Album freilich ein kathartischer Prozess zugrunde, der hier und da auch nachvollziehbare Musik zum Resultat hat. Dass aber Noise Rock nicht umsonst zu den Nischen-Genres der Gitarrenmusik zählt, wird hier einmal mehr deutlich zum Ausdruck gebracht.