Besinnlicher Nordic Folk – dass Erlend Antonsen nach seinem Ausstieg bei Nàttsòl nun Musik für die ruhigen Stunden präsentiert, mag manchen überraschen, doch irgendwie mutet der eingeschlagene Weg auch nur folgerichtig an. Immerhin war es niemand anderes als Erlend, der bei Nàttsòl für das Zauberhaft-Stimmungsvolle sorgte.

Bei AVELIAN verlässt sich der Komponist, der übrigens auch seit etlichen Jahren mit Quadrivium am Start ist, sowohl auf sein beachtliches Talent als auch auf eine Handvoll Gastmusiker/innen. Diese Offenheit lässt "River's End" nicht in die Kategorie der handelsüblichen "Kveldssanger"-Kopien abrutschen, sondern hält bei aller Ähnlichkeit auch eigene Klangmuster bereit. Mit dem ungarischen Sänger Attila Bakos hat Antonsen zudem einen musikalischen Partner gefunden, der offenbar nicht nur mit Herz und Seele, sondern mit ebenbürtigem Talent am Werke ist. Sogar einen eigenen Text für das Lied "Home" hat der sich stimmgewaltig, doch nicht übertrieben ins Zeug legende Attila beigesteuert.
Die liebevollen Arrangements werden vornehmlich vom Klang der Akustikgitarre(n) und Streicher dominiert, eine Flöte verleiht dem Ganzen gelegentlich noch mehr Tiefe. Manches tönt gefällig, kaum etwas banal, die Lieder reihen sich aneinander wie schönes, jedoch unsortiertes Strandgut. Nur "The Long Trail" wird von Gastsängerin Cecilie Helle etwas zu aufgeregt interpretiert.

Fazit: Der äußere Schein trügt: AVELIAN bietet keinen Kitsch von der Stange, gleichwohl das generische Cover Artwork diese Vermutung nahelegt. Auch klingt "River's End" nicht nur melancholisch, sondern deutet den Willen der Musiker an, sich in verschiedenen Tempi und Stimmungen auszudrücken. Begreifen wir "River's End" als ein erstes Lebenszeichen, gar als "Demo", dann gebührt AVELIAN zweifelsohne Applaus für eine ganze Reihe gelungener Arrangements und schönes Melodien. Als Album hingegen wirkt die Veröffentlichung etwas voreilig, weil schlichtweg noch nicht ganz rund.