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Roger Willemsen: My Favourite Things (Review)
Artist: | Roger Willemsen |
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Album: | My Favourite Things |
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Medium: | CD | |
Stil: | Jazz |
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Label: | Roof | |
Spieldauer: | 159:37 | |
Erschienen: | 15.02.2011 | |
Website: | [Link] |
Wenn einer der wenigen medial stark präsenten Deutschen, bei denen einem nicht die Galle hochkommt, eine Compilation zusammenstellt, darf man mit Hinblick auf seine Audiobook-Verdienste ("Die Enden der Welt") etwas besonderes erwarten, und so ist Weltmann ROGER WILLEMSENs "My Favourite Things" auch tatsächlich eine nicht alltägliche Veranstaltung geworden: Jazz-Geschichtsstunde ohne schulmeisterhaften Anspruch auf einen bindenden Standardkanon.
Wie viele Verstorbene sich unter den Vertretern befinden … Ja, die Jazz-Wahrnehmung befindet sich gerade unter Kostverächtern immer noch in der Schieflage. Nicht nur, dass einige Rocker sich mit Hinblick auf die Ausschweifungen mancher Ikonen eine Scheibe abschneiden könnten; nein, vielmehr gilt es, Jazz nicht als Stil anzusehen, der für Fahrstühle und die Annexion durchs Spießbürgertum steht. Das versteht bereits der Rezensent, der sich über die Jahre hin immer wieder mit dem Genre befasst hat, ohne sich als Hardliner bezeichnen zu wollen. WILLEMSEN macht Jazz nun nahbar, indem er jedem seiner ausgewählten Stücke - vorwiegend zu Beginn der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts angesiedelt - erklärende Worte voranstellt, die abgesehen von ihrem Informationsgehalt bisweilen nicht minder poetisch anmuten als die eigentliche Musik. Diese hat es dann in sich, wenn auch für Rockohren weniger in quantitativer Hinsicht (Stichwort Lautstärke) als qualitativ.
Selbst die leisen Töne verhehlen nicht, dass der Stilistik, so die Vibes dahinter richtig verstanden werden, nichts ferner liegt als Dogmen. Duke Ellington verbeugt sich mit seinen Verliebten nach Shakespeare genauso vor der Klassik wie Oliver Nelson mit seinem eher durchkomponierten Oeuvre, und die zahlreichen Schulterschlüsse zerstieben etwaige Zweifel daran auf die gleiche Weise, seien es jene zwischen Komeda und Filmregisseur Roman Polanski oder Tommy Flanagans "My Ship", eine Kurt-Weill-Adaption mit dem genialen Bassisten George Mraz. Cannonball Adderley mag man gar Koketterie mit Pop und Soul attestieren, wohingegen Gershwins "Summertime" in der Interpretation von Art Pepper das Unkaputtbare der Improvisation beziehungsweise Umdeutung bereits existierender musikalischer Ideen hervorkehrt. Obschon viele der hier Vertretenen bereits das Zeitliche gesegnet haben - nicht selten auf tragische Weise wie Lester Young oder Charlie Parker - und dabei allen Unbillen trotzten (der Lebemann Michel Petrucciani, der unter der Glasknochenkrankheit litt), klingt ihre Musik zeitlos und bar jeglicher Negativität - trostspendend, wie der Sprecher es im Fall von Zoot Sims nennt. Wenn man sich mit dem Montrealer Oscar Peterson im Ohr dann noch daran erinnert, dass den alten Hasen heute nicht minder interessante Jungspunde gegenüberstehen, muss man sich um die Zukunft des Genres keine Gedanken machen, zumal ein weniger offensichtlicher Vertreter wie Ralph Burns, den der Rezensent mit Jazz-Grundkurs nicht auf dem Schirm hatte, das riesige Reservoir an guter Musik allein in diesem Bereich noch einmal vor Augen führt. Das für sich sprechende "Peace Piece" von Bill Evans am Ende könnte gleichfalls als Stimmungsmotto über der ganzen Compilation stehen.
FAZIT: ROGER WILLEMSEN mag den Aufhänger und Moderator zu dieser Zusammenstellung abgeben, ist jedoch nur Nebendarsteller auf einem Doppeldecker eindrucksvoller, leiser Musik mit kräftigem Widerhall -anschaulich, aber subjektiv und gerade deshalb umso herzlicher. Wer sich einmal in die unendliche Welt des Jazz wagen möchte, kann hier ansetzen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Mulatu Astatke (Tezeta)
- Duke Ellington (Pretty Girl/The Star-Crossed Lovers)
- Krzysztof Komeda (Moja ballada)
- Tommy Flanagan ( My Ship)
- Lester Young (That's All)
- Charlie Parker (Parker's Mood)
- Sonny Rollins (How Are Things In Glocca Morra)
- Oscar Peterson (Nighttime)
- Wynton Kelly (Goodbye)
- Art Pepper (Summertime)
- Joe Henderson (Blue Bossa)
- Kenny Dorham (Alone Together)
- Zoot Sims (Echoes Of You)
- Cannonball Adderley (I Worship You)
- Oliver Nelson (Azur'te)
- Ralph Burns (It Might As Well Be Spring)
- Michel Petrucciani (Lullaby)
- Bill Evans (Peace Piece)
- My Favourite Things (2011)
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keine Interviews
Kommentare | |
Harald
gepostet am: 07.03.2011 User-Wertung: 15 Punkte |
Die zusammengestellte Musik ist 15/15, Roger allerdings eine Medienpfeife. |
Andreas Schiffmann
gepostet am: 07.03.2011 |
Ach komm, da fallen mir mindestens ein Dutzend anderer Piffköppe ein. |
Harald
gepostet am: 08.03.2011 User-Wertung: 15 Punkte |
Machts nicht besser. |
Andreas Schiffmann
gepostet am: 08.03.2011 |
Blaaaaaaa ... |
Harald
gepostet am: 09.03.2011 |
Apropos... hier ist ein Metal-Magazin. Das zu Blaaaaaa... :D |
Nils [musikreviews.de]
gepostet am: 09.03.2011 |
Nee, das hier ist kein Metal-Magazin, wie du aus unserem Archiv ersehen kannst. :-) |
Andreas Schiffmann
gepostet am: 09.03.2011 |
Und was hat dann jemand wie du auf einer vermeintlichen Metal-Seite zu suchen? Den "Feind" ausspionieren? Es leben die Scheuklappen ... |