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Rock Hard Festival 2012 - Freitag - Amphitheater Gelsenkirchen - 10.06.2011
Zum neunten Mal ist das Amphitheater im Nordsternpark in Gelsenkirchen an Pfingsten Austragungsort für eines der schönsten Festivals in der deutschen Metal-Landschaft: das Rock Hard Festival. Und auch in 2011 haben die Organisatoren ein enorm abwechslungsreiches, spannendes Festival auf die Beine gestellt, das mit vielen High- und so gut wie keinen Lowlights gespickt ist. Lediglich bei der Wetterbestellung muss im Vorfeld irgendetwas schief gegangen sein, denn am Freitag und Samstag sorgen zwei Wolkenbrüche für mehr Erfrischung als eigentlich nötig ist. Doch auch der Regen trübt die allgemeine Stimmung nicht, so dass am Sonntag abend so gut wie jeder mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht das Rund am Rhein-Herne-Kanal verlässt. Aus dem Amphitheater berichten Lutz Koroleski (LK) und Andreas Schulz (ASZ).
Doch zurück zum Freitag, der von den Wuppertaler Thrashern CONTRADICTION eröffnet wird. Der Verfasser dieser Zeilen hat an die Band eine besondere Erinnerung, denn sie war eine der Kapellen, die bei seinem allerersten Metal-Konzert im Jahre 1994 spielten. Gut 17 Jahre später hat sich die Band in der deutschen Szene etabliert, auch wenn der große Durchbruch ausgeblieben ist. Mit ihrem groovend melodischen Thrash überzeugt die Band nicht nur die Mitglieder der Heavy Metal Force Bergisch Land, die die Band um Frontmann Koffer ordentlich abfeiern, sondern auch die immer größer werdende Menge vor der Bühne, die sich auch ersten Pits hingibt. Neben Knallern wie "Hate Patrol" und "The Voice Of Hatred" packen die Herren sogar einen Song von ihrem 1992er-Demo "Old Demon" aus und sind sichtlich angetan von der guten Resonanz aus dem Publikum. (ASZ)
Entgegen anderslautender Gerüchte im Vorfeld des Festivals, die sich schließlich als Aprilscherz entpuppten, wird für die chilenische Doom-Band PROCESSION um Mastermind, Sänger und Gitarrist Felipe Kutzbach kein schwarzes Zelt über dem Amphitheater aufgespannt, um die nötige düstere Atmosphäre zu erzeugen. Kurioserweise sorgen dann die Naturgewalten im Laufe des tollen Auftritts für die entsprechende Stimmung. Während der Himmel zu Anfang noch beinah wolkenlos ist, verdunkelt er sich im Laufe der nächsten Viertelstunde immer weiter, um sich schließlich beim letzten Song in einem Wolkenbruch, Donner und Blitz zu entladen. Beinahe mit dem Schlussakkord scheint dann wieder die Sonne. Besser kann die vor allem beeindruckend gesungene und von der, für Europa-Auftritte der Band einspringende schwedische Rhythmus-Fraktion äußerst tight unterstützte, dramatisch-traurig-pathetische Musik von PROCESSION nicht untermalt werden. Eine großartige Band mit viel Potential, auch wenn, gemessen am verhaltenen Interesse, Doom für einen erheblichen Teil des Festival-Publikums wohl weiter ein Randthema bleiben wird.
Eine Mischung aus Death- und derbem Thrash-Metal spielt die deutsche Formation POSTMORTEM. Mit tiefstgestimmter Gitarre, die leider nicht immer hörbar ist, wenig fesselnden Standard-Riffs und Dauer-Gegurgel, setzt das seit bereits 20 Jahren aktive Quartett immerhin jede Menge Energie frei. Spätestens bei Song Nummer drei macht sich dann die mangelnde Abwechslung in Punkto Gesang und Songwriting negativ bemerkbar und die Aufmerksamkeit der Zuhörer lässt deutlich nach. Einzig das auf Deutsch (mit Rammstein-Rrrr) gegrowlte "Der Totmacher" sorgt für etwas Kurzweil in dieser ansonsten zwar soliden, aber letztlich etwas zu eindimensionalen Darbietung. (LK)
Als die irische Ausnahmeband PRIMORDIAL die Bühne betritt, lacht die Sonne wieder, was ein bisschen schade ist, denn die Musik der Band wirkt bei Sonnenschein etwas weniger intensiv. Der charismatische Sänger Alan Averill Nemtheanga kommt in voller Kriegsbemalung auf die Bühne, was der eine oder andere etwas unpassend findet. Angesichts seiner starken Mimik und der ebenso ausdrucksstarken Gestik erscheint das Corpsepaint in der Tat etwas unnötig - an der musikalischen Klasse der Band ändert das aber indes nichts. "No Grave Deep Enough" vom aktuellen Album "Redemption At The Puritan's Hand" eröffent das starke Set der Iren, vom gleichen Album erklingen im weiteren Verlauf noch das schöne "Lain With The Wolf" und "Bloodied Yet Unbowed". Ebenfalls zu hören gibt es die ersten drei Songs vom Vorgänger "To The Nameless Dead", abgerundet wird die Show, bei der Alan die ganze Zeit über im Mittelpunkt steht, während die anderen Jungs eher im Hintegrund agieren, mit "The Coffin Ships" und "Gods To The Godless". Souverän und sehenswert!
Überaus sehenswert ist auch die Performance von ENSLAVED-Gitarrist Ice Dale - vorausgesetzt man steht auf Muskelpakete, die nach allen Regeln der Kunst posen. Zum eher progressiven Black-Metal-Sound der Norweger passt das zwar auch nur bedingt, der Rest der Band agiert aber umso stilsicherer. Die anspruchsvolle Musik der Truppe verlangt nach einem perfekten, klaren Sound, der ist allerdings nur bedingt gegeben, weshalb die eine oder andere Feinheit im Gewummer untergeht. Klar und deutlich hingegen erklingt der Klargesang von Keyboarder Herbrand Larsen, der zwar nicht unbedingt jedermanns Sache ist, die Songs aber gekonnt abrundet. Für Diskussionen sorgt auch das Cover des Led Zeppelin-Klassikers "The Immigrant Song" - die einen finden es klasse, die anderen grottig. Zwar können ENSLAVED aus einem großen Fundus von elf Alben schöpfen, konzentrieren sich aber auf die letzten vier Alben, Höhepunkte dabei sind neben den Standards "Ruun" und "Isa" das auch heute am Anfang gespielte Eröffnungsdoppel von "Axioma Ethica Odini" bestehend aus "Ethica Odini" und "Raidho". Insgesamt eine gute Show, bei der nur der Sound zu wünschen übrig lässt. (ASZ)
Nachdem Celtic Frost ihren Auftritt beim Rock Hard Festival 2006 sehr kurzfristig absagten, durfte man gespannt sein, ob die Quasi-Nachfolge-Band TRIPTYKON um Bandleader Tom G. Warrior diese Scharte würde auswetzen können. Ein schlichtes, in lila Licht getauchtes Bühnenbild sorgt für die passende optische Untermalung des nachfolgenden höchst eindrucksvollen Events. Gleich die ersten Takte werden mit dermaßen viel Druck intoniert, dass das Ganze einem akustischen Tritt in die Magengrube gleicht. Vor allem die fiesen, zähen und absolut eigenständigen Warrior-typischen Riffs entfalten so ihre volle Wirkung. Eine kurze, aber glaubwürdige Entschuldigung für den bereits erwähnten ausgefallenen Auftritt vor fünf Jahren wischte jedwede verbliebene Missstimmung beiseite und im Anschluss erfreut die Band das Publikum mit einer Mischung von Songs des Triptykon-Debüts und jeder Menge Klassiker aus dem Celtic-Frost-Fundus wie "Circle Of The Tyrants" oder "Babylon Fell", jeweils garniert mit dem standesgemäßen "Uhh", sodass letztlich keine Wünsche offen bleiben. In der Summe entpuppen sich TRIPTYKON als ein mehr als würdiger Headliner. (LK)