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Dan Baird / The Quireboys - Z 7, CH-Pratteln - 11.05.2009
„Runka, runka, three chords and a cloud of dust“: DAN BAIRD & HOMEMADE SIN und THE QUIREBOYS sind derzeit auf großer Europatour. Beide Bands sind seit längerem befreundet – nicht nur, weil DAN BAIRD im vergangenen Jahr SPIKEs Solo-Album gemastert hatte. Vom musikalischen Ansatz liegt man auf gleicher Wellenlänge. Warum also keine gemeinsame Tour?! Der schlappe Besuch an diesem „Lazy Monday“ im Prattelner Z7-Club ist allerdings enttäuschend… oder bezeichnend, was im Folgenden zu klären wäre. Auch wenn DAN BAIRD als Erster an den Start gehen muss: Es handelt sich ausdrücklich um eine co-headlining Tour. Beide Bands dürfen jeweils 90 Minuten ‘ran. Ich muss allerdings vorweg schicken, dass mein K&K [Kumpel & Kollege ;-)] Markus und ich hauptsächlich wegen DAN BAIRD ins schweizerische Pratteln bei Basel angereist sind. Wir beobachten den Burschen schon seit den 1980er Jahren. Die GEORGIA SATELLITES waren seinerzeit das, was die BLACK CROWES in den frühen 90ern waren: Die beste Wahl, wenn man unbekümmert-frechen, dreckigen Rock’n’Roll mit wilden Riffs wollte. DAN BAIRD war ihr musikalischer Kopf und Sänger. Mit „Keep your hands to yourself“ hatten sie 1986 einen richtig fetten Hit.
Irgendwelche Witzbolde wollten die GEORGIA SATELLITES immer in die Southern-Rock-Ecke drücken, aber das passte weder hinten noch vorne. Außer der Tatsache, dass die Jungs aus Atlanta/Georgia kamen, war da kein bisschen „southern“. Schrulliger Garagen-Rock würde es sehr viel besser treffen…
Mit „Lil’ Bit“ und „Younger face“ startete man rotzig in das Set. Als erstes pfefferte Dan seine Boots in die Ecken der Bühne, um sich erstmal richtig „zu erden“. Sein lächerlicher Hut, der wie aus dem Hut-Fundus Queen Elizabeths II. stibitzt aussieht, blieb nicht viel länger auf dem frisch gefärbten, schwarzen Haar. Die Band war sofort auf dem Punkt, was man vom Publikum nicht behaupten konnte. Selbst der wahnwitzige Klassiker „Dixie Beuxderaunt“ konnte nur verhaltene Reaktionen wecken. Auf eine Setliste verzichtete man bei HOMEMADE SIN. Man sprach sich lieber ab, was so manches Chaos auf die Bühne brachte - gut, das passte aber letztlich hervorragend ins Garagen-Image von DAN BAIRD & HOMEMADE SIN.
Natürlich spielte man auch die Songs vom aktuellen Album ’rauf und ’runter. Nicht nur „Crooked smile“ erinnerte frappierend an [den rockigen] NEIL YOUNG. Für drei Songs -„Lazy Monday“, „Runnin’ outta time“ und „Two for tuesday“- enterte der QUIREBOYS-Keyboarder Keith Weir die Bühne. Die Gitarrenfront von Dan und Leadgitarrist Warner E. Hodges war allerdings zu übermächtig, so konnte er nur kleine Farbtupfer setzen. Apropos Warner Hodges: Der ehemalige JASON & THE SCORCHERS Axtschwinger war DER Gitarrist des ganzen Abends. Er ließ die unglaublichsten Soli vom Stapel, war ständig an der Bühnenkante zu finden und zu jedem Gag aufgelegt. Der Boogie-Stampfer „Kind hearted woman Blues“ wurde zur aufregenden Spielwiese für Warner Hodges.
Bei aller Freude und Begeisterung für die Show des DAN BAIRD und seiner "hausgemachten Sünde" müssen allerdings auch ein paar Tropfen Wermut ins dünne Schweizer Bier: Man erwartet natürlich rotzig-trashigen Garagen-Rock von ihm, aber Dan war m. E. doch teilweise etwas indisponiert. Da wurden schon einige Einsätze vergeigt – von den schmalbrüstigen Soli ganz zu schweigen. Man nahm es von beiden Seiten [Fans wie Band] locker und mit viel Humor. Immerhin war die Show in Pratteln der Auftakt für die diesjährige Sommer-Tour. Da darf also ruhig noch eine Schippe draufgelegt werden… Auch die altbekannten 4/4-Abrocker wurden teilweise etwas überstrapaziert, sodass variablere Songs wie „All over but the cryin’“ sofort dankbar aufgenommen wurden.
Genug gemeckert: „Keep your hands to yourself“ musste natürlich kommen und wie… aber das Publikum glänzte mit beschämender Textunkenntnis. „Another chance“ war Dans einzige lupenreine Ballade an diesem Abend. Die Gassenhauer „Sheila“ und „I Dunno“ beendeten das Set ebenso stürmisch, wie es begonnen hatte. Leider war die überwiegende Mehrzahl der 300 bis 350 Fans im höchstens zu einem Drittel gefüllten „Z 7“ wegen der QUIREBOYS gekommen… so gab’s halt keine Zugabe!
Sechs Studioalben als Ergebnis einer zwanzigjährigen Karriere ergibt alles andere als eine berauschende Quote. Mmh, THE QUIREBOYS… Ich muss zugeben, dass ich von dieser Formation glaubte, sie habe ihre besten Tage bereits hinter sich. Aber fairerweise muss ich ebenfalls eingestehen, sie bestenfalls aus den Augenwinkeln beobachtet zu haben. Anfang der 1990er Jahre legt man einen beachtlichen Kick-Start ’hin. Das aktuelle Album „Homewreckers & Heartbreakers“ im vergangenen Jahr war dagegen nicht dazu angetan, die Meute reihenweise vom Hocker kippen zu lassen: Etwas FACES, (frühe) STONES, RUNRIG und der Rest bei sich selbst geklaut… Eine ketzerische Frage sei mir gestattet: Könnte es sein, dass der mäßige Besuch etwas mit dieser laschen Scheibe zu tun hatte? Der weitere Verlauf der Tour wird es zeigen…
Extrem kurze Umbaupause, denn echte Freunde teilen sich natürlich auch das Equipment. Lediglich Snare, High Hat, Mikros und ein paar weitere Kleinigkeiten wurden ausgetauscht. Die QUIREBOYS legten los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Das musste man den Jungs lassen: Sie spielten das Set mit einer Intensität, als wäre die Hütte ausverkauft gewesen. Leadsänger SPIKE schleuderte den Mikroständer ein ums andere Mal in die Lichtanlage. Leider brachte er diesen Gag etwas zu oft… Furios wie Derwische fegten die beiden Gitarristen Guy Griffin und Paul Guerin über die Bühne. Spike grölte sich in ROD STEWART-Manier durch die Songs und die weiblichen Fans bekamen glänzende Äuglein. „…The next song is ’bout drinkin’, drugs & cars…“ diese Ansage bereitete mehrmals auf die prosaische Lyrik ;-)) der Briten vor. Im Großen und Ganzen blieb ’man auf der knackig-rockigen Linie, wie nicht nur „C’mon“ bewies. Gelegentlich hätte man sich noch eine Fiddle oder ein Akkordeon im Arrangement vorstellen können. Die Balladen wie „Fear within the lie“ waren .… geschenkt. Grausam wurde es allerdings bei „Mona Lisa smiled“. Bei geschlossenen Augen konnte man den Eindruck gewinnen, hier stünden die Terror-Pop-„Rocker“ SMOKIE auf der Bühne. Gott sei Dank war dies der einzige Totalausfall des Abends.
Richtig spannend wurde es erst, als DAN BAIRD zum Duett mit SPIKE auf die Bühne zurück kam und Warner E. Hodges fröhlich die Axt schwang. Da kam ein jammiges Element auf, das die Funken sprühen ließ. Drei weitere Zugaben ließen sich die QUIREBOYS bereitwillig abringen. Vor allem der Schlusssong „Sex party“ artete zu einem orgiastischen Abrocker aus. So kam der Zuschauer auf insgesamt gut dreieinhalb Stunden Mucke an diesem Abend.
FAZIT: Ein insgesamt gelungener Abend, allerdings mit kleinen Schönheitsfehlern, der die Zuschauer mit einer ordentlichen Packung Rock nach Hause schickte.
Ein dicker Dank geht an meinen Freund, Kollegen und Feinschmecker Markus für die Pix, die schmackhaften Flusskrebse, den frischen Spargel und die Übernachtung.
You Rock, Brother! ;-))